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  • Auftragen, Polieren... [Mr. Miyagi]

    Ich bin ein großer Fan des Films "Karate Kid" (1984) - nicht wegen der spektakulären Action-Szenen oder den wahnsinnig gut choreografierten Kampf-Szenen, sondern aufgrund einer bestimmten Botschaft. Falls Du den Film noch nicht gesehen hast, solltest Du das schnellstmöglich nachholen (natürlich erst nachdem Du diesen Artikel gelesen hast 😉). Skizzieren wir den Aufbau meiner Lieblings-Szene kurz:

    Daniel-San & Mr. Miyagi Daniel-San, unser übermütiger junger Protagonist, hat gerade mit angesehen, wie Mr. Miyagi den Angriff fünf tyrannisierender Mitschüler mit Leichtigkeit abgewehrt hat, um Daniel vor ernsthaftem Schaden zu schützen. Um sich zukünftig selbst verteidigen zu können, schafft es Daniel-San schließlich Mr. Miyagi davon zu überzeugen, ihn in Karate zu unterrichten. Am nächsten Morgen erscheint er zum Training, bereit alles zu lernen: schlagen, treten und das ganze andere glorreiche Karate-Zeugs...

    Stattdessen fordert ihn sein neuer Sensei auf, keine Fragen zu stellen [tatsächlich schließen sie sogar eine Art geheimen Pakt] und gibt ihm Haushaltsarbeiten zu tun, die er tagelang mit einer sehr spezifischen Technik ausführen muss.

    Grundlagen

    Daniel-San macht das aus Respekt und Dankbarkeit ein paar Tage lang mit, verliert aber schnell die Geduld - schließlich will er "Arschtritte" verteilen. Er beschuldigt Mr. Miyagi sogar, ihn als Haushalts-Sklave auszunutzen.

    Daraufhin folgt einer der besten Momente des Films: der üblicherweise leise sprechende Mr. Miyagi schreit Daniel-San unverhofft an, re-fokussiert ihn dadurch und sagt die berühmt-berüchtigten Worte: "Zeig mir: Auftragen, Polieren..."

    Daniel-San zeigt ihm die Bewegungen und ist, nach ein paar kleinen Korrekturen, komplett überrumpelt, als Mr. Miyagi ihn angreift - und er die immer schneller auf ihn hereinprasselnden Schläge und Tritte mit Leichtigkeit abwehren kann. Daniel-San realisiert in diesem Moment die Genialität von Mr. Miyagis "Sklaven-Arbeit" als Lehrmethode...

    Ich weiß was Du jetzt denkst: "Das ist doch gar nicht die beste Szene im Film - das wäre wohl eher der Kranich-Tritt"... Mag sein, worauf ich aber hinauswill, ist:

     Guter Rhythmus ist das "Auftragen, Polieren..." des Pipings! 

    Tatsächlich sind Rhythmus & Timing sogar die ursprünglichsten und fundamentalsten Elemente jeder Art von Musik! Wer kann schon widerstehen mit dem Fuß, den Händen oder gar dem ganzen Körper "mitzugrooven", wenn man sein persönliches Lieblingslied hört? Selbst ohne musikalische Ausbildung...

    Rhythmus ist instinktiv! Auch wenn ein Lied technisch nicht sehr anspruchsvoll ist, oder Du nicht einschätzen kannst wie gut der Musiker spieltechnisch ist: Du merkst, wenn der Rhythmus nicht stimmig ist oder kein "Groove" vorhanden ist! Das Pareto-Prinzip gilt dabei auch hier: Rhythmus & Timing sind die 20% unserer Spieltechnik, die entweder 80% des Erfolgs oder 80% der Probleme auslösen.

    ...und wo ist dabei die Herausforderung?

    Obwohl die allermeisten Menschen einen natürlichen Sinn für Rhythmus haben (also guten Rhythmus erkennen, wenn sie ihn hören), ist es eine ganz andere Baustelle, selbst guten Rhythmus mit perfektem Timing zu produzieren.

    Sofern Piper noch keine musikalische Vorerfahrung in Bezug auf Rhythmus haben, tun sie sich oft schwer, den Fuß natürlich zum Beat eines Pipe-Tunes zu takten, geschweige denn mit dem Fuß mit zu takten wenn sie selbst spielen. In der Tat lernen viele Piper bereits diverse Embellishments, bevor sie den Unterschied zwischen einer 8tel- und einer 16tel-Note verstehen.

    So wie Daniel-San unbedingt damit starten wollte, "in Ärsche zu treten", wollen die meisten lernenden Piper direkt einen Dudelsack (oder zumindest einen Practice Chanter) in die Hand nehmen. Aber so, wie Mr. Miyagi's anfängliche Karate-Stunden nichts damit zu tun hatten, mit einem Gegner zu kämpfen, sollte die erste rhythmische Entwicklung nicht zwangsläufig auf dem Chanter stattfinden: "Alltäglichere" Handlungen wie Klatschen, Schnalzen oder rhythmische Vokalisierungen, können jederzeit auch nebenbei ausgeführt werden.

    Dies aber einem enthusiastischen Neu-Piper, der nur Lernen will den Dudelsack zu spielen (also der Bagpipe-Version von Daniel-San) zu erklären, kann sehr sehr schwierig sein. Sie werden schnell, ähnlich wie Daniel-San, ungeduldig. Trotzdem ist es fundamental Rhythmus & Timing zu meistern, da beides JEDEN Aspekt der Fingertechnik beeinflusst - denk mal darüber nach...

    Es ist wirklich so simpel! Eigentlich sollte es nicht überraschend sein, dass Rhythmus & Timing ein integraler Prozess des Pipings ist, dennoch vermeiden die meisten Piper das Thema wie eine Plage - sogar jene Piper die vermeintlich "wirklich gut" sind. Bewusst oder unbewusst, manchmal evtl. auch aus Angst die eigenen Schwächen sich selbst oder anderen gegenüber zu offenbaren...

    Rhythmus & Timing zu lernen mag wie der "langsamere" Weg erscheinen, langfristig entfalten sich aber enorme Vorteile in allen Aspekten des Spielens!

    Rhythm first!

    Gerate bitte nicht in die Falle, vor lauter 16tel Noten, Dots, Cuts, Triplets, usw. "den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen", und stattdessen lieber an einem Expression Workshop mit einem berühmten Piper teilzunehmen. Wenn Du nie vollkommen lernst, die grundlegende "Sprache" des Rhythmus zu lernen, wirst Du nie mehr können als die Musik anderer zu imitieren (Affen ahmen Affen nach)! Du bleibst dann nämlich nur ein "Malen nach Zahlen" Piper, statt ein wahrer Piping-Künstler zu sein.
    Ein paar konkrete (und bewusst überzogene) Beispiele dazu wären:

    Was ist, wenn Du mal in einer Band mitspielen möchtest, die auf einem höheren Level spielt und Dir Noten schickt, zu denen es keine Referenz-Aufnahme gibt. Mit der Karriere in einer höher-gradigen Band wird's dann wohl nichts...

    Oder wenn Dir eines Tages ein wunderschöner Tune einfällt, Du dann zwar die Notenhöhen zuordnest, aber nicht mal sagen kannst ob es ein Jig, ein Reel, ein Marsch oder was auch immer ist. Zum Komponist reicht's also auch nicht...

    Später lädt Dich ein bekannter Gitarrenspieler ein, mal zusammen zu jammen. Nachdem Du bemerkst, dass "er es einfach nicht so spielt, wie Du es gewohnt bist", wird aus der geplanten Jam-Session doch nur ein Bier unter Freunden - und Du musst auch die Idee aufgeben, mal mit anderen Musikern bzw. Instrumentalisten zu jammen...

    Als nächstes kommt ein Solo-Wettbewerb - das ist genau Deine Kragenweite! Aber nachdem Du von dem Judge / Lehrer / berühmten Piper gesagt bekommst, dass Dein Tempo & Rhythmus komplett außer Kontrolle sind und Deine Embellishments vor dem Beat gesetzt sind, musst Du tief in die rhythmische Entwicklung eintauchen - oder Du gibst auch die Solo Competitions auf...

    Alleine durch rhythmische Kontrolle (auch Timing genannt) schaffst Du die nötige Flexibilität in Deiner Piping-Karriere:

    In unserem BIT-Prozess ist Rhythmus & Timing ein Kern-Bestandteil der ersten Phase. Schon eine ganze Weile testen wir den Prozess - und eines haben wir ohne Ausnahme festgestellt: mit mehr als ein bisschen Genugtuung, können wir behaupten, dass er Früchte trägt. Investiert ein Schüler die Arbeit, diesen Kurs gewissenhaft durchzuarbeiten, sind die Ergebnisse üblicherweise sofort unbestreitbar vorhanden! Sowohl in Bezug auf Scale-Navigation, Single Gracenotes, Embellishments oder gar Expression - alles wird klarer und kontrollierter als je zuvor!

    Und das bereits beim Bestehen dieses einen Kurses! Klingt zu gut um wahr zu sein, oder? Eventuell erfinde ich das, nur um damit anzugeben...
    Nun, es gibt einen einfachen Weg wie Du es sicher für Dich selbst herausfinden kannst: Beginne noch heute mit unserem

    und beweise mir, dass ich falsch liege!
    Sobald Du dabei realisierst, dass Du es mir nicht beweisen können wirst, wirst Du bereits begonnen haben, positive Ergebnisse zu sehen.

    P.S. Du wirst währenddessen natürlich auch Feedback erhalten. Um Dich das zu trauen, packe Ego, Sorge und die Furcht vor der Meinung anderer beiseite - Du hast nichts zu verlieren! Schau Dir auch gerne den Artikel über Selbst-Kritik an. Selbst sehr gute Piper haben mehrere Anläufe gebraucht, das Ergebnis war es aber immer absolut wert!

    Autor: Robert Reibl (15.12.2024) [inspiriert von Andrew Douglas]

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