Auftragen, Polieren... [Mr. Miyagi]
Ich bin ein großer Fan des Films "Karate Kid" (1984) - nicht wegen der spektakulären Action-Szenen oder den wahnsinnig gut choreografierten Kampf-Szenen, sondern aufgrund einer bestimmten Botschaft. Falls Du den Film noch nicht gesehen hast, solltest Du das schnellstmöglich nachholen (natürlich erst nachdem Du diesen Artikel gelesen hast 😉). Skizzieren wir den Aufbau meiner Lieblings-Szene kurz:
Ich weiß was Du jetzt denkst: "Das ist doch gar nicht die beste Szene im Film - das wäre wohl eher der Kranich-Tritt"... Mag sein, worauf ich aber hinauswill, ist:
Tatsächlich sind Rhythmus & Timing sogar die ursprünglichsten und fundamentalsten Elemente jeder Art von Musik! Wer kann schon widerstehen mit dem Fuß, den Händen oder gar dem ganzen Körper "mitzugrooven", wenn man sein persönliches Lieblingslied hört? Selbst ohne musikalische Ausbildung...
Rhythmus ist instinktiv! Auch wenn ein Lied technisch nicht sehr anspruchsvoll ist, oder Du nicht einschätzen kannst wie gut der Musiker spieltechnisch ist: Du merkst, wenn der Rhythmus nicht stimmig ist oder kein "Groove" vorhanden ist! Das Pareto-Prinzip gilt dabei auch hier: Rhythmus & Timing sind die 20% unserer Spieltechnik, die entweder 80% des Erfolgs oder 80% der Probleme auslösen.
...und wo ist dabei die Herausforderung?
Obwohl die allermeisten Menschen einen natürlichen Sinn für Rhythmus haben (also guten Rhythmus erkennen, wenn sie ihn hören), ist es eine ganz andere Baustelle, selbst guten Rhythmus mit perfektem Timing zu produzieren.
Sofern Piper noch keine musikalische Vorerfahrung in Bezug auf Rhythmus haben, tun sie sich oft schwer, den Fuß natürlich zum Beat eines Pipe-Tunes zu takten, geschweige denn mit dem Fuß mit zu takten wenn sie selbst spielen. In der Tat lernen viele Piper bereits diverse Embellishments, bevor sie den Unterschied zwischen einer 8tel- und einer 16tel-Note verstehen.
So wie Daniel-San unbedingt damit starten wollte, "in Ärsche zu treten", wollen die meisten lernenden Piper direkt einen Dudelsack (oder zumindest einen Practice Chanter) in die Hand nehmen. Aber so, wie Mr. Miyagi's anfängliche Karate-Stunden nichts damit zu tun hatten, mit einem Gegner zu kämpfen, sollte die erste rhythmische Entwicklung nicht zwangsläufig auf dem Chanter stattfinden: "Alltäglichere" Handlungen wie Klatschen, Schnalzen oder rhythmische Vokalisierungen, können jederzeit auch nebenbei ausgeführt werden.
Dies aber einem enthusiastischen Neu-Piper, der nur Lernen will den Dudelsack zu spielen (also der Bagpipe-Version von Daniel-San) zu erklären, kann sehr sehr schwierig sein. Sie werden schnell, ähnlich wie Daniel-San, ungeduldig. Trotzdem ist es fundamental Rhythmus & Timing zu meistern, da beides JEDEN Aspekt der Fingertechnik beeinflusst - denk mal darüber nach...
- Was sind Crossing Noises? Zwei oder mehrere Finger bewegen sich nicht zeitlich synchron, sie sind also schlecht zueinander getimt. Mehr dazu erfährst Du im Kurs Scale-Navigation Basics
- Wie passieren schlechte Single Gracenotes? Generell sind sie entweder zu lang (um zu verschleiern, dass man grundsätzlich vor dem Beat spielt) oder sie sind nicht korrekt mit dem Notenwechsel synchronisiert. Einzelheiten findest Du im Kurs Single Gracenotes
- Wie sieht's mit schlechtem musikalischen Ausdruck aus? Meistens auch nur ein Missverständnis, wie Noten(wechsel) in einer Passage den besten Effekt erzeugen können - tatsächlich geht gute Expression von gutem Rhythmus aus! Im Kurs Bagpipe Expression erfährst Du, wie es genau funktioniert
- Last but not least, involvieren auch die typischen Embellishment-Fehler eine falsche Beziehung der Grifftechnik-Elemente relativ zum Beat. Erfahre mehr dazu im Kurs Embellishment Basics
Es ist wirklich so simpel! Eigentlich sollte es nicht überraschend sein, dass Rhythmus & Timing ein integraler Prozess des Pipings ist, dennoch vermeiden die meisten Piper das Thema wie eine Plage - sogar jene Piper die vermeintlich "wirklich gut" sind. Bewusst oder unbewusst, manchmal evtl. auch aus Angst die eigenen Schwächen sich selbst oder anderen gegenüber zu offenbaren...
Rhythmus & Timing zu lernen mag wie der "langsamere" Weg erscheinen, langfristig entfalten sich aber enorme Vorteile in allen Aspekten des Spielens!
Rhythm first!
Gerate bitte nicht in die Falle, vor lauter 16tel Noten, Dots, Cuts, Triplets, usw. "den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen", und stattdessen lieber an einem Expression Workshop mit einem berühmten Piper teilzunehmen. Wenn Du nie vollkommen lernst, die grundlegende "Sprache" des Rhythmus zu lernen, wirst Du nie mehr können als die Musik anderer zu imitieren (Affen ahmen Affen nach)! Du bleibst dann nämlich nur ein "Malen nach Zahlen" Piper, statt ein wahrer Piping-Künstler zu sein.
Ein paar konkrete (und bewusst überzogene) Beispiele dazu wären:
Alleine durch rhythmische Kontrolle (auch Timing genannt) schaffst Du die nötige Flexibilität in Deiner Piping-Karriere:
In unserem BIT-Prozess ist Rhythmus & Timing ein Kern-Bestandteil der ersten Phase. Schon eine ganze Weile testen wir den Prozess - und eines haben wir ohne Ausnahme festgestellt: mit mehr als ein bisschen Genugtuung, können wir behaupten, dass er Früchte trägt. Investiert ein Schüler die Arbeit, diesen Kurs gewissenhaft durchzuarbeiten, sind die Ergebnisse üblicherweise sofort unbestreitbar vorhanden! Sowohl in Bezug auf Scale-Navigation, Single Gracenotes, Embellishments oder gar Expression - alles wird klarer und kontrollierter als je zuvor!
Und das bereits beim Bestehen dieses einen Kurses! Klingt zu gut um wahr zu sein, oder? Eventuell erfinde ich das, nur um damit anzugeben...
Nun, es gibt einen einfachen Weg wie Du es sicher für Dich selbst herausfinden kannst: Beginne noch heute mit unserem und beweise mir, dass ich falsch liege! Sobald Du dabei realisierst, dass Du es mir nicht beweisen können wirst, wirst Du bereits begonnen haben, positive Ergebnisse zu sehen.
P.S. Du wirst währenddessen natürlich auch Feedback erhalten. Um Dich das zu trauen, packe Ego, Sorge und die Furcht vor der Meinung anderer beiseite - Du hast nichts zu verlieren! Schau Dir auch gerne den Artikel über Selbst-Kritik an. Selbst sehr gute Piper haben mehrere Anläufe gebraucht, das Ergebnis war es aber immer absolut wert!
Autor: Robert Reibl (15.12.2024) [inspiriert von Andrew Douglas]
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