| Profil-Daten | Login |
| Tune-Übersicht | Vision & Team |   
| Kurs-Übersicht | Häufige Fragen |   
Logo-Picture N/A
  • HAUPTMENÜ:

  • OMG, was ist denn FOMO?

    Kennst Du das? Du hast Angst davor zurückgelassen oder gar vergessen zu werden? Mit anderen in deinem Umfeld nicht Schritt halten zu können, bzw. abgehängt zu werden? Du bist manch­mal sogar etwas neidisch, wenn Du im WhatsApp-Status eines Piper-Kollegen siehst, dass er einen (scheinbar) mega­tollen Auftritt hatte? Oder Du kaufst das neueste Bagpipe-Gadget, nur, weil (gefühlt) alle darüber reden und es (scheinbar) alle kaufen? Das alles sind Anzeichen für FOMO...

    FOMO ist ein Akronym für: Fear of missing out (Angst etwas zu verpassen). Es ist ein psychologisches Phänomen, eine Angst etwas zu verlieren, was man nie hatte bzw. etwas zu bedauern, das (noch) nicht stattgefunden hat. So ausgedrückt klingt das bewusst etwas absurd, FOMO ist aber durchaus weit verbreitet und real! Dabei gibt es keine geschlechts­spezifischen Unter­schiede, statistisch gesehen trifft es aber jüngere, einsamere Menschen mit neurotischen Tendenzen häufiger bzw. intensiver.

    Hier sind weitere Beispiele, um es Dir noch bewusster und verständlicher zu machen:

    Ein guter Freund hat mir mal Folgendes anvertraut: Er war früher eins dieser Kinder, die Angst davor hatten, sich die offenen Schnürsenkel wieder zuzubinden, wenn sie im Kinder­garten oder in der Grund­schule einen Gruppen­ausflug gemacht haben. Er dachte sich dann immer so etwas wie: "Was wäre, wenn keiner auf mich wartet und meine Freunde mich zurücklassen? ... Nein, wartet! Vergesst mich nicht!"...

    ...oder die Angst, dass Deine Freunde ohne Dich Spaß haben - vielleicht sogar mehr Spaß, als wenn Du dabei wärst? Die Angst, dass auf einer Party, die Du verpasst, der "ober­krasse Shit" passiert über den dann alle reden - Du aber nicht mitreden kannst, nur weil Du nicht dabei warst...

    ...oder auch das Bedürfnis, alle paar Minuten auf das Handy schauen zu müssen. Was, wenn Dir ein Freund eine Nachricht schreibt und Du sie nicht innerhalb der ersten paar Sekunden liest? Oder wenn Du mehrfach checkst, ob ein Freund Deine Nachricht schon gelesen hat oder enttäuscht bist, wenn er nicht sofort antwortet...

    ...oder Du fühlst dich immer wieder dazu getrieben, Neues auf Social-Media zu teilen, nur um die Anerkennung in Form von Likes und Kommentaren zu erhalten...

    FOMO-Tier

    All das (und noch vieles mehr) sind Ausprägungen des Tsunamis negativer Emotionen, genannt: FOMO. Du kannst es Dir wie ein Tier vorstellen, dass sich zwar vor Fremden und größeren Gruppen scheut, sich aber gerne in sozialen Interaktionen versteckt. Es greift dein Ego an, wenn ein enger Freund weiterkommt, oder es zerreißt Dich, wenn andere sich amüsieren, Du aber nicht eingeladen bist. Bildlich gesprochen verprügelt es Dich, wenn dein Rivale das bekommt, was (Deiner Meinung nach) eigentlich Dir zusteht.

    Wie entsteht FOMO und wodurch wird es verstärkt?

    Es liegt definitiv in der menschlichen Natur, neugierig zu sein! Neugier steht immer auch in Verbindung zu Risiken und Chancen, erzeugt starke Emotionen und steht auch hinter den "großen Fragen des Lebens". Heutzutage haben wir mehr Kanäle, um diese Aspekte zu fördern als je zuvor: Hyper-Konnektivität ist in der heutigen Zeit ein Massen-Phänomen, das sowohl Neuigkeiten-Junkies, Fakten-Schürfer als auch Klatschmäuler und Schwafler gleichermaßen anspricht.

    Es gibt Dinge, die wir gerne wüssten, Dinge die wir wissen müssen, und Dinge die wir nur zufällig erfahren. ABER: nicht jede Information ist Wissen, und auch nicht jede Information wird zu Wissen. Sowohl unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit als auch unser Erinnerungsvermögen ist limitiert. Gleichzeitig nimmt das Meer an Informationen stets exponentiell zu, sowohl in der Menge als auch in seiner Geschwindigkeit - das Risiko darin zu "ertrinken" steigt immer mit... Gleichzeitig verdursten wir an wahrem Wissen, Einblicken und Erkenntnissen!

    FOMO-Umfang

    Bspw. werden wir in den sozialen Medien ständig damit konfrontiert, was andere alles posten - und woran wir nicht teilhaben. Implizit fassen wir das z.B. so auf: "Hey, Du verpasst gerade dieses krasse Event, oder diesen abgefahrenen Auftritt". Das löst in manchen von uns das Gefühl - oder auch den Leistungsdruck - aus, auch daran teilhaben zu wollen. Es kann sich so ähnlich anfühlen, wie mit Freunden in die Disco oder einen Club zu gehen, aber der Einzige zu sein, den der Türsteher nicht reinlässt. Du fühlst dich ausgeschlossen. Dieser "leise Zweifel" kommt auf, wenn Du dir das Leben anderer in einem Aspekt anschaust, der Dir persönlich wichtig ist.

    Wir erleben ein fragiles Selbst­wert­gefühl, weil wir das Gefühl haben, dass die Personen, Dinge und Hobbies, die identitäts­stiftend für uns sind (verglichen mit anderen) an Bedeutung verlieren bzw. deren Bedeutungs­losigkeit steigt. FOMO kann erwiesener­maßen sogar zu Schlaf­störungen und Konzentrations-Defiziten führen, sowie Deine mentale Gesundheit im Ganzen negativ beeinflussen - übrigens genauso wie bei sozialer Ausgrenzung und Mobbing!

    Gerade in den sozialen Medien, aber auch in "offline" Erzählungen, stellt jeder die Erlebnisse automatisch immer schöner, cooler, positiver dar, als sie wirklich waren - schon alleine deswegen, weil wir natürlich immer nur die Highlights posten bzw. erzählen. Menschen neigen gleich­zeitig meistens mehr dazu, sich auf das zu konzentrieren, was sie nicht haben (Mangel-Fokus), statt auf das was sie haben (Fülle-Fokus). Das "Gras in Nachbars Garten" ist ja immer etwas "grüner"... In Kombination mit einer Opfer-Einstellung betrifft das alles von absolut existenziellen Aspekten bis hin zu komplett unwichtigen Dingen und auch reiner Selbstdarstellung.

    Mangel-Fokus VS Fülle-Fokus

    Evtl. kennst Du diese Geschichte: Ein Mathematik-Lehrer schreibt vor der Klasse 10 einfache Gleichungen an die Tafel, eine davon ist falsch. Alle Schüler lachen: "Haha, Gleichung Nr. 7 ist falsch!" ... Der Lehrer dreht sich um: "Jedem ist aufgefallen, dass eine Gleichung falsch ist, niemand hat bemerkt, dass 9 Gleichungen richtig sind!"

    Wir haben diese Sichtweise evolutionär in uns. Was wäre schließlich passiert, wenn sich die Steinzeitmenschen nur an der schönen Natur, der frischen Luft und den leckeren Beeren erfreut, aber nicht auf potentielle Gefahren geachtet hätten? Sie wären vermutlich sehr schnell vom Säbelzahntiger erwischt worden...

    Heutzutage ist das natürlich anders: Es gibt kaum noch Gefahren der Kategorie "Säbelzahntiger". Das beschriebene Verhalten steckt aber immer noch in uns und führt nun dazu, dass wir bedrückter und unglücklicher sind, als wir sein müssten!

    Alles läuft auf Erwartungen hinaus

    Was uns dabei aber meistens mehr bedrückt als tatsächlich etwas zu verpassen, ist die Angst etwas zu verpassen! Tatsächlich ist unser Instinkt hier oft NICHT korrekt.

    Als Beispiel: Du wirst von Band A zu einem Auftritt eingeladen und sagst zu. Kurz danach lädt dich Band B zur gleichen Zeit zu einem anderen Auftritt ein, der sich viel spaßiger anhört... Sagst Du den Auftritt mit Band A wieder ab und verletzt u.U. deren Gefühle bzw. läufst Gefahr, dass sie böse auf Dich sind? Oder bleibst Du dabei und denkst dann die ganze Zeit, was Band B gerade auf ihrem Auftritt macht?

    Hier hilft es, sich seiner Erwartungen bewusst zu werden: Was "denkt" Dein FOMO, was passieren wird? Stelle dem dann gegenüber was Deiner bisherigen Erfahrung nach passieren wird → die Realität ist meistens irgendwo dazwischen!

    Erwartungen_1       Erwartungen_2

    Wenn die Realität dann sogar mal unter deinen bisherigen Erfahrungen liegt, senkt das unsere zukünftigen Erwartungen. Ist die Realität mal besser, erhöht das unsere zukünftigen Erwartungen. Der nach wie vor große Abstand zur FOMO-Erwartung lässt aber in beiden Fällen immer noch einen großen Puffer bestehen.

    Gleichzeitig senkt dann jede neue Erfahrung auch deine FOMO-Erwartung, da Dir dann dieser Abstand immer bewusster wird. Es geht immer nur um deine Referenz. Übertriebene und allzu konkrete Erwartungen können sehr leicht enttäuscht werden. Erwarte also möglichst wenig von Dingen, die Du nicht beeinflussen kannst.

    Erwartungen im Referenz-System

    Betrachten wir mal zwei einfache Beispiele für solche Referenz-Systeme:

    Nehmen wir an, Dein Chef sagt Dir, dass Du ab heute 100€ im Monat mehr Gehalt bekommst. Klingt für Dich doch nach einer absolut guten Sache, oder? Solange das Referenz-System dein vorheriges Gehalt ist, sicherlich.
    Verschieben wir das Referenz-System aber, kann sich das ganz schnell ändern: Was würdest Du darüber denken, wenn Du kurz darauf erfährst, dass ein anderer Kollege eine Gehalts­erhöhung von 200€ monatlich bekommen hat? Auf einmal sind deine 100€ (in diesem neuen Referenz-System) schlechte Neuigkeiten!

    Durch sozialen Vergleich und Erwartung von Fairness und Gleich­berechtigung wird die zunächst gute Nachricht eher unbefriedigend ⇒ das Rezept zum Unglücklich sein!

    Medaillen

    Ein anderes Beispiel stammt aus einer Studie der drei Psychologen Medvec, Madley und Gilovich zum Thema "Paradoxes Glücksempfinden von Olympia-Gewinnern". Schau Dir mal den jungen Mann in der Mitte an. Er gewann die Goldmedaille 2008 beim Schwimmen – und sieht zu Recht glücklich aus, oder? Interessanter sind aber die anderen zwei: der Gewinner der Silbermedaille [links] macht einen weniger glücklichen Eindruck als der überglückliche Gewinner der Bronzemedaille [rechts].

    Woran liegt das? An deren unter­schied­lichen Referenz-Systemen! Alle drei Plätze sind sicherlich unglaubliche Leistungen, das steht definitiv nicht zur Debatte.

    Der Zweitplatzierte bezieht sich i.d.R. (oft nahezu obsessiv) auf die Relation zum Erstplatzierten: "Verdammt, wäre ich nur ein paar Hundertstel-Sekunden schneller gewesen, wäre ich erster! Was hätte ich nur besser machen können?"
    Der Drittplatzierte referenziert sich dagegen meistens zum vierten Platz: "Puh, nur ein paar Hundertstel-Sekunden langsamer, dann wäre ich nicht mal auf dem Treppchen! Da habe ich aber Glück gehabt..."

    Bronze-Gewinner sind nur einen kleinen Schritt davon entfernt, "quasi nichts zu bekommen", während Silber-Gewinner ebenfalls nur einen kleinen Schritt von etwas entfernt sind, dass aber so viel besser ist und so viel mehr Prestige hat...
    Oder wie Jerry Seinfeld es ausgedrückt hat: "Wenn Du Bronze gewinnst, denkst Du: Nun, wenigstens hab ich etwas gewonnen. Silber fühlt sich an wie: Glückwunsch, Du hast beinahe gewonnen. Von all den Verlierern bist Du der Erste, niemand hat vor Dir verloren..."

    Merke Dir also: Wir können immer selbst unser Referenz-System wählen und damit beeinflussen, welche Emotionen wir in welchen Situationen empfinden!

    Was haben Emotionen damit zu tun?

    Hinter all dem steckt u.a. das Bedürfnis nach menschlichem Kontakt. Wenn Du dich in manchen Situationen wie oben beschrieben fühlst, steckt eine bestimmte Emotion dahinter. Emotionen bezeichnen / kategorisieren wir gerne als gut oder schlecht. Tatsächlich gibt es aber weder gute noch schlechte Emotionen - es gibt nur funktionale und dysfunktionale Emotionen!

    Schon der Philosoph Seneca sagte: "Wir leiden mehr in unserer Einbildung als in der Realität!" Nur weil jeder etwas will, bedeutet das noch lange nicht, dass es für Dich als Individuum gut ist. Wir sind "Herdentiere", was manchmal dazu führt, dass wir kollektiv etwas hinter­her­jagen das sonst eher nicht wünschens­wert wäre - vor allem wenn wir uns in diesem Moment den Lang­zeit-Konsequenzen nicht bewusst sind.

    FOMO kann aber auch zu FOBO (Fear of better opportunities) werden. Natürlich gibt es bei jeder Tätigkeit immer Alternativen, die evtl. sogar "besser" sein könnten: die berühmten Opportunitätskosten! Als Steigerung von Effizienz & Effektivität kann es schon Sinn machen, sich darüber Gedanken zu machen in welche Tätigkeiten man Zeit, Aufwand, Energie und/oder auch Geld steckt. Fokussierst Du dich auf etwas das dich nicht weiterbringt oder nicht glücklich macht, dann solltest Du es austauschen. So ein Gedanke wäre in diesem Fall eine funktionale Ausprägung. Dysfunktional wird es, sobald es zu einer regelrechten Angst wird, eine bessere Möglichkeit zu verpassen! Ironischerweise verpassen wir dann oft die guten Momente in unserem Leben durch die Angst etwas zu verpassen, indem wir nur daran denken, was wir sonst noch alles machen könnten...

    Angst wird typischerweise als schlechte Emotion kategorisiert, tatsächlich ist sie aber nur ein Schutzmechanismus, der uns vor potentiellen Gefahren warnen will → im Fall von FOMO, vor dem Ausschluss aus unserer "Herde" - eine Urangst aus der Steinzeit, als das Leben in der Gruppe für uns noch über­lebens­notwendig war, da sonst der Säbel­zahn­tiger mit dem Einzel­gänger leichte Beute hatte:

    Saebelzahntiger_1       Saebelzahntiger_2

    Heutzutage ist das aber definitiv anders! Wir müssen schon lange nicht mehr um unser Überleben fürchten, wenn wir nicht bei einem Gruppen-Event dabei sind - trotzdem sind wir nach wie vor genetisch darauf programmiert, dass es sich für den einen oder anderen wie eine über­lebens­gefährdende Situation anfühlen kann, inkl. einer nachweis­baren, physischen Stress-Reaktion... Das mag jetzt auf den ersten Blick un­aus­weich­lich klingen, zum Glück gibt es aber Lösungs­ansätze 😉

    Bewusstsein & Verständnis

    Berechtigte Angst ist demnach eine funktionale, schützende Emotion, dagegen ist unberechtigte Angst aber dysfunktional, schadet uns also mehr als sie uns hilft. In der reinen Gefühlswelt erkennen wir da oft keinen Unterschied, denn sowohl emotional, als auch physisch laufen jeweils die gleichen Vorgänge ab. Der einzige Unterschied ist psychologisch - und zwar: WIE Du mit der Emotion umgehst. Stelle Dir eine Emotion wie kochendes Wasser vor. Das gleiche kochende Wasser macht ein weiches Ei hart und eine harte Kartoffel weich - was passiert, liegt nicht am Wasser, sondern an dem, was gekocht wird. Genauso können wir beeinflussen, was Angst mit uns macht - ob sie für uns dysfunktional oder funktional ist!

    Auch FOMO muss keine schlechte Sache sein! Wenn Du diese Angst verstehst und sie bei Dir bemerkst, kann sie Dich auch leiten. FOMO entkoppelt uns - in seiner dysfunktionalen Ausprägung - nicht nur von Menschen, sie hält uns auch oft davon ab, den gegenwärtigen Moment zu genießen und erschwert uns Ziele in den Bereichen Verbundenheit, Erfüllung und Vergleichbarkeit zu erreichen.

    Verbundenheit mit Menschen bekommen wir natürlich, wenn wir mit ihnen in Kontakt sind. Wir können Verbundenheit aber auch innerlich herstellen. Das hört sich jetzt vielleicht irgendwie esoterisch an, so ist es aber gar nicht gemeint. Wenn wir innere Monologe über, bzw. innere Dialoge mit Menschen führen, die uns nahestehen, fühlen wir uns ihnen nahe. Diese strukturelle Fähigkeit (wie es in der Psychologie genannt wird), Beziehungen innerlich halten zu können, kann man durch starke Medien-Nutzung letztendlich auch verlernen. Daraus entsteht eine Illusion, dass die anderen ständig aktiv sind, was bei uns FOMO begünstigen kann. Das Vergleichen mit anderen kann sogar bis zu einem suchtähnlichen Verhalten führen.

    Der kurzfristige Lösungsansatz

    Social-Media

    Als kurzfristige Lösung könntest Du als Betroffene(r) natürlich deine Social-Media Apps löschen oder pausieren... Es geht uns hier aber nicht darum, die technischen Innovationen der unzähligen Social-Media Apps zu verteufeln - das richtige Maß und der richtige Umgang ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

    Studien zeigten, dass Überbenutzung von Social-Media und Smartphones mit stärkeren Angstzuständen und niedrigerer Leistung korrelieren. Mit reduzierter Social-Media-Nutzung sinkt dagegen meistens auch die empfundene Einsamkeit. Ohne die Online-Möglichkeit konzentrierst Du dich automatisch mehr auf Offline-Beziehungen - und mit dem Wissen aus diesem Artikel bist Du dir diesen Zusammenhängen hoffentlich auch bewusster.

    Der langfristige Lösungsansatz

    Langfristig kann das aber nicht die Lösung sein, da die Technologie nicht der Grund ist, warum wir FOMO erleben - sie ist lediglich eine Art Katalysator. Du solltest dir auch deine Erwartungen bzgl. dieser Anwendungen, also bspw. Deiner eigenen Posts sowie der Posts anderer, bewusstmachen. Nutzt Du z.B. Social-Media als Bewältigungs-Mechanismus? Klar fühlt es sich momentan gut an (ungefähr für den Bruchteil einer Sekunde), wenn bspw. Dein neues Profilbild 100 Likes bekommt. Es spricht aber nicht die eigentliche Ursache des FOMO an → die sind existenzielle Fragen wie: "Wird man sich an mich erinnern?", "Wird etwas das ich erreicht habe, für jemand anderen wichtig sein?", "Werde ich geliebt?", "Bin ich es wert, geliebt zu werden?" oder um es in einer erschreckend einfachen Frage zusammenzufassen: "Bin ich bedeutend?"

    Mach Dir bewusst, dass Social-Media Beiträge von anderen fast immer geschönt und idealisiert präsentiert werden: "No party was ever that good, than the selfie we took!" Auch das Bewusstmachen und Akzeptieren von Konsequenzen und längerfristigen Effekten unserer Handlungen schafft ein realistischeres Bild von dem, was wir verpassen könnten. Es gibt schließlich immer etwas das wir verpassen können. Akzeptiere, dass Du niemals alles erleben kannst. Sei mehr im Hier und Jetzt - genieße den Moment und sei dankbar! Kaum jemand denkt sich bei einem schönen Sonnenuntergang: "Wäre die Sonne nur etwas weiter rechts"... FOMO wird so zu HOPE (Happiness of present experience) und damit sogar zum Gefühl eines Gewinns statt einer Tragödie.

    Ein weiterer Punkt ist: Vergleiche Dich weniger mit anderen! Darauf sind wir schon in einem anderen Artikel detaillierter eingegangen. Messe Dich nicht an anderen, die ganz verschiedene Ansichten, Werte und Prioritäten haben als Du → sei Du dagegen dein eigener Maßstab. Wenn Du heute nur ein kleines bisschen besser bist als gestern, ist alles wie es sein soll! Alles andere führt nur zu unnötigem Erfolgsdruck und verringertem Selbstwertgefühl.

    Und jetzt habe ich noch eine richtig gute Nachricht für Dich! Wir alle werden diese Angst NIE überwinden! Wahrscheinlich fragst Du dich jetzt, warum das eine gute Nachricht sein soll... FOMO bringt uns dazu, uns mehr mit unserem Umfeld zu verbinden, größeres zu erreichen und mehr zu leben - wenn wir diese Emotion als funktional zulassen können. Die Frage, die Du dir stellst, sollte also nicht sein, wie Du FOMO überwindest, sondern: Was sagt Dir diese Angst? Wozu ist sie gut? Wie kannst Du dadurch bessere Entscheidungen treffen?

    Wer sehr viel von anderen erwartet, kann auch leichter enttäuscht werden - wer weniger von anderen erwartet, wird dagegen seltener enttäuscht UND hin und wieder sogar auch mal positiv überrascht! Dann wird FOMO zu JOMO [Joy of missing out - die Freude etwas zu verpassen, also keine Angst davor zu haben und stattdessen mal ganz im Hier und Jetzt zu sein]. Das heißt natürlich nicht, dass Du alle Erwartungen auf null runterschrauben sollst, immerhin ist jede Ent-Täuschung ja auch immer das Ende einer Täuschung! Sei Dir aber immer klar, wer wen getäuscht hat und was deine Erwartungen für Auswirkungen haben können. Insbesondere dann, wenn deren Erfüllung von externen Einflüssen abhängt!

    Eine Strategie für "Fortgeschrittene": Lege Dir selbst mal eine Zeit lang richtig viele Termin-Erinnerungen an, z.B. für mögliche Aktivitäten, Online-Seminare, o.ä. - nimm aber immer nur dann daran teil, wenn es Dir wirklich in den Kram passt. Alle anderen Erinnerungen ignorierst Du bewusst, weil Dir in diesem Moment gerade etwas anderes wichtiger ist → das trainiert Dein JOMO!!!

    Autor: Robert Reibl (25.08.2024)

    Download

    PDF-DOWNLOAD: Bitte logge Dich ein bzw. registriere Dich, um diesen Artikel als druckbare PDF-Version herunterladen zu können.


    ProvenExpert Stars