Tune Difficulty

In unserer Tune Übersicht quantifizieren wir den Schwierigkeitsgrad bzw. den Anspruch einzelner Tunes, basierend auf den objektiven KPIs unseres Grifftechnik-Systems. Zunächst erklären wir Dir hier kurz die theoretische Vorgehensweise, darunter kannst Du mit einem beliebigen BWW-File eines Tunes diese (und weitere) Kenngrößen auch selbst lassen.
Vorgehensweise
Mit Hilfe unserer Grifftechnik-KPIs können wir den Schwierigkeitsgrad eines Tunes objektiv in potentiellen Grifftechnik-Fehlern pro Sekunde bestimmen.
Als Beispiel, wenn Tune A 60 Sekunden lang geht und 180 mögliche Fehlerstellen hat, würde er ein Ergebnis von 3 bekommen.
Für Tune B, der nur 30 Sekunden lang geht und 60 mögliche Fehlerstellen hat, ergibt sich hier ein Ergebnis von 2.
Daher ist Tune A schwieriger als Tune B → klar, oder?
Was aber sind diese potentiellen Fehlerstellen? Vor unserem KPI-System wäre es sehr schwierig gewesen, exakt zu bestimmen, welche und wie viele mögliche Fehler in einem Tune vorkommen könnten. Mit unserer Methodik ist es aber sehr einfach! Mögliche Fehler sind:
- Rhythmus, d.h. ein rhythmisches Ziel (z.B. ein Beat oder Off-Beat) wird nicht getroffen
- Scale-Navigation, d.h. eine Crossing Noise
- Gracenote Size, d.h. eine Gracenote ist entweder zu "groß / lang" oder nicht gespielt
- Gracenote Synch, d.h. eine Gracenote ist nicht zum Notenwechsel synchronisiert
- Embellishment Steps, d.h. min. ein Schritt eines Embellishments wird falsch gespielt
- Embellishment Step Size, d.h. die Embellishment-Schritte werden nicht gleichmäßig gespielt
- ALAP-ASAP, d.h. eine Dot-Cut Kombination wird zu rund gespielt
Natürlich könnten wir das nun im Notenblatt herauszählen - das wäre aber sehr sehr mühsam 🤯 Unsere Lösung: Bagpipe Music Writer ® ist eine Notations-Software, die 1999 von Robert MacNeil Musicworks veröffentlicht wurde. Das Dateiformat ".bww" ist im Grunde eine Textdatei mit einer bestimmten Programmiersprache, um die Bagpipe-Notation darzustellen. Theoretisch sollten wir also dazu im Stande sein, potentielle Grifftechnik-Fehler aus dem BWW-Code eines Tunes auszulesen.
Ein BWW-File zeigt uns (kodiert) Notenschlüssel, Taktarten, Vorzeichen, Taktstriche, Notenwerte, Notenhöhen, Single Gracenotes und Embellishments. Letztere zerlegen wir in ihre Einzel-Schritte → z.B. wird aus einem C-Doubling eine HighG-Gracenote zum C und eine D-Gracenote auf dem C. Die o.g. potentiellen Fehler können dann anhand des so aufbereiteten Codes ausgewertet werden.
Berechnung
Mit den Grundeinstellungen berechnet das Tool einen normierten / dimensionslosen Schwierigkeitsgrad. Damit kannst Du den Anspruch von Tunes universell vergleichen. Mit Hilfe von vier weiteren, rein optionalen Eingaben in den Experten-Einstellungen bekommst Du das Ergebnis in der konkreten Einheit [potentielle Grifftechnik-Fehler pro Sekunde] → so geben wir das Ergebnis auch in unserer Tune Übersicht an.
Fazit
Zusammenfassend ist das mal ein etwas anderer Blickwinkel, wie wir unser KPI-System automatisiert dazu nutzen können, anhand einer digitalen Notation den Schwierigkeitsgrad bzw. den Anspruch eines beliebigen Tunes bestimmen und objektiv quantifizieren können.
Zugegeben, ein sehr nerdiger Ansatz 🤓 aber auch ebenso interessant, unser sehr durchdachtes System mal ganz anders anzuwenden...
Theoretisch wäre das natürlich auch mit anderen Datei-Formaten möglich, das Vorgehen müsste nur auf die unterschiedliche Datei-Struktur angepasst werden. Trotz (oder gerade wegen) seines Alters ist BWW aber nach wie vor eines der verbreitetsten, digitalen Notations-Formate für den schottischen Dudelsack. So gut wie jede moderne Bagpipe-Notations-Software kann BWW-Files importieren und oft auch exportieren. Aus diesem Grund (und der relativ einfachen Struktur der BWW-Dateien) haben wir uns daher für dieses Format entschieden.
Autor: Robert Reibl (16.06.2024) [inspiriert von Andrew Douglas]
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